Anna Höfler
aus Maria Enzersdorf. Ich lade Sie zum Gedankenaustausch ein.


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Ich verabschiede mich heuer still und leise vom alten Jahr, wie von einer alten, geliebten Dame und möchte 2007 wie ein Neugeborenes, herzlich willkommen heißen.
Möge es uns gelingen wieder ein Stück zu reifen, zu wertvollen Begegnungen etwas beizutragen, ein wenig versöhnlicher zu sein und täglich neu zu beginnen, das wünsche ich uns allen!

So eine Umarmung wünsche ich mir öfter...
Ich gehe gerade aus dem Pflegeheim, plaudere schnell noch mit einer mutigen Seniorin, die trotz klirrender Kälte mit dem Rollstuhl im Freien ist, da drehe ich mich um und erblicke meine Freundin, die gerade zur Arbeit ins Heim geht, wir umarmen uns. Sie ist voller Elan, voller Motivation, gut gelaunt und doch sehr realistisch in ihren Äusserungen...welch eine Wohltat!
Indirekt bestätigt sie mir, dass die Sparmassnahmen auch die Fortbildungskurse der Schwestern betreffen...und das Essen oft zu wünschen übrig lässt...bin ich froh, dass auch solche Leute unterwegs sind.

Beim Eintritt in den Pavillon bemerke ich - zu meiner Bestürzung - eine sehr betagte Frau am Boden, sie ist vom Sessel gerutscht und gestürzt.
Ich bitte gleich eine Pflegerin mir zu helfen die Frau aufzurichten.
So um 10:00 bin ich beim Kaffeeautomaten und geniesse mit E. aus einen Plastikbecher ein Schlückchen Capuchino.
Um 10:15 irrt eine Dame durch die Flure:
" Ja, ist denn heute keine Hl. Messe? " Nein, im Pflegeheim ist das am Christtag offensichtlich ein Luxus, anderswo werden Hochämter gefeiert.Dann plaudere ich mit einigen Leuten, die am Gang herum sitzen und wünsche ihnen:"Fröhliche Weihnachten, trotz allem!"
Das Personal hetzt durch die Gegend, es sind zu wenige Einsatzkräfte, die Familie hat natürlich Vorrang, ausserdem wird gespart.
Nach dem Mittagessen, wollen die meisten Leute eine Ruhepause, sich ausschlafen. Ein männlicher Besucher im Nebenzimmer redet in voller Lautstärke mit seiner Angehörigen, wer immer er zu ihr ist... Die Wände sind so dünn, jeder Ton scheint sich zu verstärken, ehe er zu uns herüber kommt, irgendwann reicht es mir und ich bitte den Besucher leiser zu reden, eine freche Antwort...Nach der sogenannten "Ruhepause" gebe ich den Patienten einen Pudding und setze ihm wieder in den Rollstuhl. Wir fahren nun am Gang auf und ab, auf bestimmten Plätzen mache ich ein Zwischenstopp, hier stehen beleuchtete Bäumchen, Krippen, oder einfach Blumentöpfe. Bei einem Tisch sitzen einigen Damen und jammern vor sich hin. Ich singe ganz leise das "Stille Nacht" sie hören zu, mein Patient versucht sogar mitzusingen, trotz Sprachschwierigkeiten, trotz Schluckbeschwerden, trotz Gedächtnislücken und strahlt vor Freude. dann kommt eine Jause.
Jetzt kommt der Therapiehund mit Herrn W. und wir versuchen einige Schritte ohne Rollstuhl mit E..
Eine Dame versperrt uns einwenig den Weg mit ihrer Gehhilfe, sie wartet auf die Tochter, leider vergeblich....
Am Abend gibt es ein undefinierbares Essen, ich gebe es trotz persönlicher Hemmungen, zurück und lasse mir lieber den Alltagsbrei geben....Irgendwann liegt mein Patient erschöpft im Bett .
Ich fahre nach Hause. Ein Anruf der Frau meines Patenten: Wir haben hier ein richtiges Fest...Kann ich dich morgen erreichen? Ein Therapiegespräch wird fällig, zuhören und nochmals zuhören...
Und wie erlebten Sie den Christtag?

Ich bin ausgepowert. Heuer brauche ich Ruhe, Zeit und Besinnung zum Fest. Morgen will ich wieder für andere ganz da sein, heute mache ich eine Pause.
Wer nur nach dem Sinn des Weihnachtsfestes fragt,
aber im Alltag den Sinn nicht leben will... Wer gerührt ist, aber sich selbst nicht rühren will...
Nein, billige Weihnachten...
Wer zugepackt mit Präsente und Kitsch, eingelullt in Punsch, Kekse und Galaessen, lebt und bewegt sich nicht im Sinn dieses Festes, sondern krankt an einer eiskalten Lebenslüge.
Dort, wo die Schwiegertochter dem Vorwurf ausgesetzt ist, als Karrierefrau hätte sie besser abtreiben sollen,
dort, wo das ganze Jahr keine Zuwendung war, nur Forderungen...
wer erwartet da wirklich sinnvolle Weihnachten bei diesen Leuten?
Ich wünsche meinen Freunden im Internet ein echtes "AHA - ERLEBNIS" zum Weihnachtsfest:
Werden wir mitmenschliche Menschen, Ebenbilder Gottes!

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