Anna Höfler
aus Maria Enzersdorf. Ich lade Sie zum Gedankenaustausch ein.


Beim Eintritt in den Pavillon bemerke ich - zu meiner Bestürzung - eine sehr betagte Frau am Boden, sie ist vom Sessel gerutscht und gestürzt.
Ich bitte gleich eine Pflegerin mir zu helfen die Frau aufzurichten.
So um 10:00 bin ich beim Kaffeeautomaten und geniesse mit E. aus einen Plastikbecher ein Schlückchen Capuchino.
Um 10:15 irrt eine Dame durch die Flure:
" Ja, ist denn heute keine Hl. Messe? " Nein, im Pflegeheim ist das am Christtag offensichtlich ein Luxus, anderswo werden Hochämter gefeiert.Dann plaudere ich mit einigen Leuten, die am Gang herum sitzen und wünsche ihnen:"Fröhliche Weihnachten, trotz allem!"
Das Personal hetzt durch die Gegend, es sind zu wenige Einsatzkräfte, die Familie hat natürlich Vorrang, ausserdem wird gespart.
Nach dem Mittagessen, wollen die meisten Leute eine Ruhepause, sich ausschlafen. Ein männlicher Besucher im Nebenzimmer redet in voller Lautstärke mit seiner Angehörigen, wer immer er zu ihr ist... Die Wände sind so dünn, jeder Ton scheint sich zu verstärken, ehe er zu uns herüber kommt, irgendwann reicht es mir und ich bitte den Besucher leiser zu reden, eine freche Antwort...Nach der sogenannten "Ruhepause" gebe ich den Patienten einen Pudding und setze ihm wieder in den Rollstuhl. Wir fahren nun am Gang auf und ab, auf bestimmten Plätzen mache ich ein Zwischenstopp, hier stehen beleuchtete Bäumchen, Krippen, oder einfach Blumentöpfe. Bei einem Tisch sitzen einigen Damen und jammern vor sich hin. Ich singe ganz leise das "Stille Nacht" sie hören zu, mein Patient versucht sogar mitzusingen, trotz Sprachschwierigkeiten, trotz Schluckbeschwerden, trotz Gedächtnislücken und strahlt vor Freude. dann kommt eine Jause.
Jetzt kommt der Therapiehund mit Herrn W. und wir versuchen einige Schritte ohne Rollstuhl mit E..
Eine Dame versperrt uns einwenig den Weg mit ihrer Gehhilfe, sie wartet auf die Tochter, leider vergeblich....
Am Abend gibt es ein undefinierbares Essen, ich gebe es trotz persönlicher Hemmungen, zurück und lasse mir lieber den Alltagsbrei geben....Irgendwann liegt mein Patient erschöpft im Bett .
Ich fahre nach Hause. Ein Anruf der Frau meines Patenten: Wir haben hier ein richtiges Fest...Kann ich dich morgen erreichen? Ein Therapiegespräch wird fällig, zuhören und nochmals zuhören...
Und wie erlebten Sie den Christtag?
 

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