Trauer für immer?
Karl Heinrich Waggerl, Erzähler (1897-1973)
Wir sterben viele Tode, solang wir leben,
der letzte ist nicht der bitterste.
Joh. 16,22
Ihr seid jetzt traurig,
aber ich werde euch wiedersehen,
dann wird euer Herz sich freuen
und eure Freude wird euch niemand nehmen.
Das Sterben unseres österreichischen Bundespräsidenten
Herrn Dr. Thomas Klestil bewegt auch mich innerlich, sicher auch seine kirchlich legitime Gattin Frau Edith Klestil - Sie hat fast 40 Jahre (ein 1/2 Leben) mit ihm verbracht und ihm 3 Kinder geboren.
Wie in jeder Trennung erfolgten auch Verletzungen, aber man hatte auch gute Jahre und ich finde es sehr anständig und respektvoll, dass sie sich verabschieden wollte. Nicht besonders gut war es meiner Ansicht nach, dass man es ihr verwehrte, tägliche Versöhnung wäre natürlich wünschenswert.
Schmerzlich ist diese bewußt, oder unbewußte unversöhnliche Haltung natürlich auch für ihre Kinder. Spätestens der Tod sollte Versöhnung bringen, Grenzen relativieren und nicht unterstreichen.
Wie oft stand ich schon an Sterbebetten, immer wieder stellte und stelle ich mir die Frage: "Es ist so einfach zu sterben, warum haben die Menschen unserer Kultur so viel Angst?" Der Gedanke, dass es endgültig aus und vorbei sei, ist mir unmöglich.
Das Eisenbahngleichnis
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und reisen quer durch die Zeit.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir fahren alle im gleichen Zug.
Und keiner weiß, wie weit.
Ein Nachbar schläft, ein anderer klagt,
ein dritter redet viel.
Stationen werden angesagt.
Der Zug, der durch die Jahre jagt,
kommt niemals an sein Ziel.
Wir packen aus. Wir packen ein.
Wir finden keinen Sinn.
Wo werden wir wohl morgen sein?
Der Schaffner schaut zur Tür herein
und lächelt vor sich hin.
Auch er weiß nicht, wohin er will.
Er schweigt und geht hinaus.
Da heult die Zugsirene schrill!
Der Zug fährt langsam und hält still.
Die Toten steigen aus.
Ein Kind steigt aus. Die Mutter schreit.
Die Toten stehen stumm
am Bahnsteig der Vergangenheit.
Der Zug fährt weiter, er jagt durch die Zeit,
und niemand weiß, warum.
Die I. Klasse ist fast leer.
Ein feister Herr sitzt stolz
im roten Plüsch und atmet schwer.
Er ist allein und spürt das sehr.
Die Mehrheit sitzt auf Holz.
Wir reisen alle im gleichen Zug
zur Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und viele im falschen Coupé.
Unseren neuen Herrn Bundespräsidenten Dr.Heinz Fischer meine besten Wünsche zur Ausführung seiner Arbeit für unser Volk.
Karl Heinrich Waggerl, Erzähler (1897-1973)
Wir sterben viele Tode, solang wir leben,
der letzte ist nicht der bitterste.
Joh. 16,22
Ihr seid jetzt traurig,
aber ich werde euch wiedersehen,
dann wird euer Herz sich freuen
und eure Freude wird euch niemand nehmen.
Das Sterben unseres österreichischen Bundespräsidenten
Herrn Dr. Thomas Klestil bewegt auch mich innerlich, sicher auch seine kirchlich legitime Gattin Frau Edith Klestil - Sie hat fast 40 Jahre (ein 1/2 Leben) mit ihm verbracht und ihm 3 Kinder geboren.
Wie in jeder Trennung erfolgten auch Verletzungen, aber man hatte auch gute Jahre und ich finde es sehr anständig und respektvoll, dass sie sich verabschieden wollte. Nicht besonders gut war es meiner Ansicht nach, dass man es ihr verwehrte, tägliche Versöhnung wäre natürlich wünschenswert.
Schmerzlich ist diese bewußt, oder unbewußte unversöhnliche Haltung natürlich auch für ihre Kinder. Spätestens der Tod sollte Versöhnung bringen, Grenzen relativieren und nicht unterstreichen.
Wie oft stand ich schon an Sterbebetten, immer wieder stellte und stelle ich mir die Frage: "Es ist so einfach zu sterben, warum haben die Menschen unserer Kultur so viel Angst?" Der Gedanke, dass es endgültig aus und vorbei sei, ist mir unmöglich.
Das Eisenbahngleichnis
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und reisen quer durch die Zeit.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir fahren alle im gleichen Zug.
Und keiner weiß, wie weit.
Ein Nachbar schläft, ein anderer klagt,
ein dritter redet viel.
Stationen werden angesagt.
Der Zug, der durch die Jahre jagt,
kommt niemals an sein Ziel.
Wir packen aus. Wir packen ein.
Wir finden keinen Sinn.
Wo werden wir wohl morgen sein?
Der Schaffner schaut zur Tür herein
und lächelt vor sich hin.
Auch er weiß nicht, wohin er will.
Er schweigt und geht hinaus.
Da heult die Zugsirene schrill!
Der Zug fährt langsam und hält still.
Die Toten steigen aus.
Ein Kind steigt aus. Die Mutter schreit.
Die Toten stehen stumm
am Bahnsteig der Vergangenheit.
Der Zug fährt weiter, er jagt durch die Zeit,
und niemand weiß, warum.
Die I. Klasse ist fast leer.
Ein feister Herr sitzt stolz
im roten Plüsch und atmet schwer.
Er ist allein und spürt das sehr.
Die Mehrheit sitzt auf Holz.
Wir reisen alle im gleichen Zug
zur Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und viele im falschen Coupé.
Unseren neuen Herrn Bundespräsidenten Dr.Heinz Fischer meine besten Wünsche zur Ausführung seiner Arbeit für unser Volk.
AnnaHoefler - am Freitag, 9. Juli 2004, 21:53 - Thema: Dies und Das
RokkerMur meinte am 10. Jul, 18:12:
Warum hat man Angst vorm Sterben ?Ich denke weil wir uns alle mit dem Tod der anderen und nicht dem eigenen beschäftigen - Tod ist noch immer unheimlich.
Schönes WE :)
AnnaHoefler antwortete am 10. Jul, 18:42:
Verwandlung ist unser Leben
Wie schön, wieder mit Ihnen , Rokker Mur, zu korrespondieren. Ihre Antwort scheint mir sehr viel Wahres zu enthalten. Ich erinnere mich einen Verstorbenen um ca.3:00 am Morgen mit einem Pfleger zur Prosektur begleitet zu haben, dabei hatte ich ein mulmiges Gefühl. Die Unsicherheit des Kollegen machte mich betroffen, wir wechselten fast nur Blicke, aber irgendwie hatte ich in mir eine Kraft, die mir Ruhe und Zuversicht gab. Sterben, ausgeliefert sein, macht mir eher Angst, aber der Tod...? Er kann ein guter Freund sein.
RokkerMur antwortete am 10. Jul, 19:24:
Mein Problem damit ist, daß ich es - wie jeder andere Mensch - erst vor mir habe.Leider habe ich an manchen Orten zuviel gesehen.
AnnaHoefler antwortete am 10. Jul, 22:31:
Aus der Tiefe rufen wir zu IHM
Das Sterben des Menschen ist millionenfach verschieden, eben individuell - doch , weil alles Geschaffene auf Sinn aus ist, muss doch unser Sterben auch Sinn haben, damit kann ich leben.Ich war einige Male persönlich dem Tode sehr nahe, ohne Glaube wüßte ich nicht wie das durchzutragen ist, ohne in bodenlose Leere zu fallen.
Vielen Dank noch für Ihre Zeilen und herzlichen Gruß!Anna Höfler
RokkerMur antwortete am 10. Jul, 23:03:
Sterben kann auch nichts schlechtes sein.Die Geburt ist bekanntlich auch nichts schlechtes.
Außerdem sind ja alle was auf die Welt gekommen sind auch schon verstorben ;)
(Ausgenommen wir Lebenden)
AnnaHoefler antwortete am 10. Jul, 23:54:
Ich liebe die Fülle des Lebens
An eine Wiedergeburt glaube ich nicht, aber daran, dass es Menschen gibt, die aus der Fülle des Lebens schöpfen. Es gibt viele Menschen die geistig erst schmerzvoll geboren werden müssen , die leider nur an der Oberfläche existieren und in Selbstsucht um sich selbst kreisen, Materialisten, Kleinkrämer...Heute hatte ich einen ruhigen Tag, habe Zeit im Internet zu surfen und fühle mich sehr wohl. Wünsche Ihnen alles Gute! Danke.A.H.
creature meinte am 23. Jul, 16:16:
><
das eisenbahngleichnis ist treffend, wer hatte dies eigentlich zu papier gebracht...?
AnnaHoefler antwortete am 23. Jul, 19:59:
Wir sitzen alle im gleichen Zug
Danke, Freund creature für die Zeilen.Das Eisenbahnglaichnis ist von Erich Kästner, 1932 und berührt mich eigentlich immer wieder. Alles Liebe! Anna Höfler
creature antwortete am 23. Jul, 20:13:
danke
habs mir gedacht das es kästner sein könnte