ZAHLUNGSUNFÄHIG / Bank lässt das Gasthaus an der Meiereiwiese versteigern. Riesenverlust auch für die Stadtgemeinde.

MÖDLING / Der Fall ließ die Wogen in der Stadtpolitik jahrelang hochgehen. Nun steht das Kapitel „Föhrenhof“ für die Gemeindeverwaltung vor einem - allerdings unrühmlichen - Abschluss. Die finanzierende Volksbank lässt das Gasthaus an der Meiereiwiese am 28. September versteigern. Für Mödlings Stadtkasse heißt das: Vom - bereits umstrittenen - Verkaufspreis von rund 450.000 Euro hat man bislang nur etwa 72.000 Euro erhalten. Der Rest muss endgültig abgeschrieben werden.

Umstrittenes Geschäft
Wie ist es dazu gekommen? Ein Rückblick: Im Jahr 1987 änderte die Stadt als Eigentümerin der Liegenschaft deren Widmung, was den Wert von damals etwa 1,5 Millionen auf rund 800.000 Euro verringerte. 1988 verkaufte man den Föhrenhof dann um rund 450.000 Euro an den heutigen Eigentümer Horst Zimmermann, der jedoch lediglich 72.000 Euro davon bar bezahlte. Für den Rest wurde Ratenzahlung vereinbart. Zimmermann überwies jedoch bis heute keinen Cent mehr, nannte als Grund dafür einen zu hoch angesetzten Preis sowie Baumängel am Gebäude.

Für die größte Empörung sorgte dann jedoch ein anderes Detail des Kaufvertrages. Darin wurde seitens der Stadt nämlich der Volksbank, die Horst Zimmermann Kredite für Umbau und Führung des Lokals gewährte, Vorrang im Grundbuch gegenüber den eigenen Forderungen eingeräumt. Vor allem FPÖ und Grüne attackierten den damaligen Finanz-Stadtrat Volkmar Burger (ÖVP) scharf, weil er diese Passage nicht dem Gemeinderat zur Kenntnis gebracht hatte. In den folgenden Jahren gewährte die Stadt mehrmals der Bank diesen Vorrang für Forderungen über mehr als eine Million Euro, wodurch die Einbringung des noch ausständigen Kaufpreises für sie selbst praktisch unmöglich wurde.

Der „Fall Kälberweide“
Als schließlich ein Verkauf der sogenannten „Kälberweide“ beim Gasthaus zur Abdeckung ausständiger Zahlungen überlegt wurde, sorgte dies für neuerliche Aufregung im Gemeinderat. Die Rückwidmung des Areals auf Bauland wurde verhindert. Ein damaliger Interessent hätte rund 550.000 Euro dafür geboten, letztendlich brachte eine Versteigerung der Kälberweide 350.000 Euro ein. Mit dieser Summe wurden Bankkredite reduziert.

Ausrufungspreis: 307.000 €
Am 28. September soll der restliche Föhrenhof nun ab 10 Uhr am Bezirksgericht Mödling unter den Hammer kommen. Schätzwert: 769.000 Euro für 2000 Quadratmeter Grund samt Immobilie mit rund 300 Sitzplätzen im Inneren und in etwa gleich vielen im Freien. Aufgrund eines bestehenden Mietrechts im Obergeschoß, sowie eines Patronatsrechts zugunsten der Pfarrkirche Hinterbrühl wurde der Ausrufungspreis mit 307.000 Euro angesetzt. Auch notwendige Instandsetzungen und ein Servitutsweg verringern den Wert geringfügig. Für die Stadtkasse sind diese Überlegungen jedoch wenig interessant: Denn der Kaufpreis müsste schon die rund 1,5 Millionen Euro hohen Bank-Forderungen übersteigen, damit auch Mödling zum Zug käme. Finanz-Stadtrat Karl Lang sieht den Fall sachlich: „Ich habe das Verfahren als zuständiger Referent 1995 eingeleitet und es hat sehr lange gedauert. Ob wir noch einen Teil des ausständigen Kaufpreises hereinbringen, ist fraglich, aber uns geht es vor allem darum, dass der Betrieb vernünftig geführt wird.“

FPÖ-Obmann Heinz Tarmastin fragt sich: „Wie ist es möglich, dass ein Betrieb in so exzellenter Lage in ein solches Debakel schlittern kann? Fest steht: Die Stadt hat damals einen ganz schlechten Vertrag gemacht.“ Horst Zimmermann selbst hüllt sich in Schweigen, doch sein Frust macht sich bemerkbar. „Was soll ich machen? Ich werde in Pension gehen“, verlautbart er knapp zu seinen Zukunftsplänen.
STEFAN JEDLICKA